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Aktion / Bericht

FAIR FRIENDS

Wie auch 2017 war die ÖDP NRW wieder auf der FAIR FRIENDS - Messe für nachhaltige Lebensstile, Fairen Handel und gesellschaftliche Verantwortung – mit einem eigenen Stand vertreten. Die Messe ging vom 06.-09.09.’18.

Vier spannende Tage auf der FAIR FRIENDS Messe in den Westfalenhallen Dortmund liegen nun hinter uns. Vier Tage mit Gesprächen und Vorträgen sowie Workshops rund um die Themen Nachhaltigkeit, Fairen Handel und gesellschaftliche Verantwortung. Wie auch 2017 war die ÖDP NRW auf der FAIR FRIENDS Messe erneut mit einem Stand vertreten. Nach dem Start der Petition "Rettet die dunkle Biene" am Donnerstag und dem Messe-"Tag der Schulen" mit Besuch von Schulklassen und Wissens-Rally kam der größte Besucheransturm am Wochenende.
Am Messe-Sonntag beehrte uns Prof. Dr. Klaus Buchner MdEP mit seinem Vortrag zum Thema Massentierhaltung. Mit der „Klaus-graust’s“-Kampagne zeigt Buchner die Zusammenhänge von industrieller Massentierhaltung und der Entstehung multiresistenter Keime auf. Rund 100 Menschen lauschten gespannt dem Vortrag, anschließend ergaben sich Frage- und Gesprächsmöglichkeiten. Wir bedanken uns bei allen, die uns am Stand besucht oder auch unterstützt haben und heißen die neu gewonnenen Mitglieder und Interessenten herzlich willkommen. 

Buchner: "Wir brauchen eine ökologische Agrarwirtschaft"

 

„Jedes Jahr sterben weltweit – in steigendem Maße – Menschen an Infektionen, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Wenn gegen diesen Umstand nicht schnellstens etwas unternommen wird, könnten nach einer Studie des Universitätsklinikums Berliner Charité im Jahr 2050 weltweit mehr Menschen an Antibiotikaresistenzen sterben als an Krebs.“ so der Europaabgeordnete der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), Prof. Dr. Klaus Buchner, auf der FAIRFRIENDS am Sonntag in Dortmund in den Westfalenhallen. „In Europa ist die Todesrate durch Antibiotikaresistente Keime doppelt so hoch als die Zahl der Verkehrstoten.“

Die breite Anwendung von Antibiotika in der industriellen Landwirtschaft führt zu einer steigenden Zahl von multiresistenten Keimen. (MRSA – Methicillin resistenter Staphylococcus aureus). „Multiresistente Keime aus der Landwirtschaft werden in Besorgnis erregendem Ausmaß auf den Menschen übertragen. Dadurch werden unsere Antibiotika zunehmend wirkungslos“, so Prof. Buchner.

„In der Massentierhaltung werden große Mengen Antibiotika vorbeugend eingesetzt. Wegen der nicht artgerechten Tierhaltung würden die Tiere ansonsten krank werden. Die dadurch entstehenden multiresistenten Keime gelangen über die Gülle auf die Felder und damit ins Grundwasser“, klärt der ÖDP-Politiker auf. Ein Mensch, der mit einem solchen Keim besiedelt ist, zeigt in der Regel keine Krankheitssymptome. Überträgt er diesen Keim auf einen kranken oder geschwächten Menschen, führen solche Infektionen immer häufiger zu Multiorganversagen mit Todesfolge. Da diese Folgen überwiegend in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen auftreten, werden diese Erreger oft als „Krankenhauskeime“ bezeichnet.

Die verantwortlichen Politiker verschließen vor dieser Problematik die Augen. Sie unternehmen viel zu wenig; viele aus Ahnungslosigkeit, viele vor allem aus Gründen des wirtschaftlichen Profits in ihrer Region und aus Sorge um die Arbeitsplätze.

„Wir brauchen einen Lösungsweg hin zu einer ökologischen Agrarwirtschaft. Und diesen Weg müssen Politik, Landwirtschaft und Verbraucher gemeinsam gehen“ so Prof. Dr. Buchner. „Wir müssen weg von gigantischen Monokulturen, Agrochemikalien und Gentechnik. Wir müssen auch weg von der industriellen Massentierhaltung. Mensch, Tier und Umwelt müssen der Maßstab sein und nicht der Profit der Großkonzerne.“

Der Europaabgeordnete kritisierte die EU-Agrarpolitik heftig.  Über 55 Milliarden Eu-ro, das entspricht rund 40 Prozent des EU-Budgets, fließen in die Agrarwirtschaft. Am 1. Juni 2018 hatte Phil Hogan, der EU-Agrarkommissar, seine Reform der „Gemeinsamen Agrarpolitik“ (GAP) vorgestellt. „Darin will er die landwirtschaftliche Produktion in Europa noch mehr auf den Export, d.h. auf industrielle Massentierhaltung und Agrochemie ausrichten.“ So Buchner. Nachhaltige Landwirtschaft und gute Tierhaltung spielten kaum noch eine Rolle.

Dabei erfolge in Deutschland eine Nahrungsmittelüberproduktion. Mensch, Tier und Umwelt werden durch diese Überproduktion noch mehr als ohnehin geschädigt. Der Exportmarkt in Deutschland wachse jährlich und damit auch die Massentierhaltung in Deutschland. 740 Tonnen Antibiotika werden hierfür verfüttert. Alleiniges Ziel dieser Agrarpolitik ist die Maximierung der Gewinne großer Nahrungsmittel-Hersteller.

„Wir haben auch ein massives Problem durch zu hohe Nitratwerte durch Überdüngung und Gülle.“ so Buchner. Auch hier geht es ausschließlich um den ökonomischen Profit von Großbetrieben.
Die ÖDP setze sich dagegen für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft ein, von der nicht nur die Landwirte, sondern auch die Verbraucher profitierten.

„Mitteilungen, nach denen der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft verringert wurde, sind irreführend. Es werden von den Tierärzten zwar geringfügig weniger Tonnen Antibiotika verschrieben, dafür setzen sie nun aber hochwirksame Breitband-Antibiotika ein, welche viel stärker wirken“, so der Europaabgeordnete. Der ÖDP-Politiker fordert ein Umdenken in Politik und Gesellschaft.

„Es ist ein grundsätzliches Umdenken und gemeinsames Handeln aller erforderlich. Auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Kliniken und Kantinen sollten weiter beispielhaft vorangehen und die Produkte aus lokalen bäuerlichen Betrieben unterstützen, um die Nachfrage anzukurbeln. Der Verbraucher muss außerdem durch eine gesetzlich detaillierte und transparente Kennzeichnungspflicht für alle Tierprodukte genau ins Bild gesetzt werden, was er einkauft und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Dies muss über ein für alle EU-Staaten verbindliches Siegel geschehen. Nur so kann er bewusster handeln und sollte dies auch zu seinem eigenen Vorteil tun.“ so Buchner. Die Politik dürfe die Verantwortung nicht zum Verbraucher abschieben, sondern sie ist in der Pflicht, neue Rahmenbedingungen für eine gesunde Nahrungsmittelerzeugung festzulegen.

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