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Pressemitteilung

Gravierende Mängel beim "KSTA-Wahlhelfer"

OFFENER BRIEF des Stellvertretenden ÖDP-Landesvorsitzenden Werner Roleff an die Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers (KSTA)

Sehr geehrter Herr Pauls, sehr geehrte Frau Cepielik, sehr geehrte Damen und Herren,
zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit wende ich mich wegen einer Veröffentlichung an Sie, diesmal wegen Ihres sogenannten „Wahlhelfers“ auf www.ksta.de .

Meine Kritikpunkte:

1. Der „KSTA-Wahlhelfer“ gibt die Aussagen von nur sechs Parteien wieder (SPD, CDU, Grüne, FDP, Linke, Piratenpartei), weist aber an keiner Stelle darauf hin, welche 11 sonstigen Parteien (u.a. die ÖDP) ebenfalls zur NRW-Landtagswahl zugelassen sind und wirbt dennoch mit dem Satz: „Mit dem Wahlhelfer können Sie herausfinden, welche Partei am besten zu Ihnen passt.“


→ Was ist das für ein Demokratieverständnis, das 11 Parteien von vornherein verschweigt und dadurch faktisch ausschließt?

Das positive Gegenbeispiel ist der „Wahl-O-Mat“, der von der Bundeszentrale für politische Bildung angeboten wird: www.wahlomat.de . Dort finden sich alle 17 Parteien.

2. Der „KSTA-Wahlhelfer“ bringt eine Auswahl von nur 15 Thesen.


→ Es ist fraglich, ob durch eine so begrenzte Auswahl tatsächlich die Unterschiede zwischen Parteien gut genug zum Ausdruck kommen können.

Auch hier hebt sich der „Wahl-O-Mat“ positiv vom „KSTA-Wahlhelfer“ ab, denn dort finden die interessierten Bürgerinnen und Bürger immerhin 38 Thesen, die ein größeres inhaltliches Spektrum abdecken.

3. Die schärfste Kritik jedoch wendet sich gegen die „Auswertung“ beim „KSTA-Wahlhelfer“: Jede und jeder möge bitte einmal selbst den Versuch machen und bei allen 15 Thesen/Fragen als Antwort „Ich bin unsicher“ anklicken.


Wer meint, hier KEIN Ergebnis zu erhalten oder zumindest das Fazit „Keinerlei Übereinstimmung zu den sechs Parteien“, sieht sich getäuscht. Denn das „Ergebnis“ des „KSTA-Wahlhelfers“ sieht in diesem Fall so aus: Für SPD, CDU, FDP, Grüne, Linke lautet das Ergebnis gleich: „Die Aussagen der Partei stimmen zu 0% mit Ihren überein.“


Für die Piratenpartei jedoch lautet das „Ergebnis“: „Die Aussagen der Partei stimmen zu 40% mit Ihren überein.“ Und das, obwohl man 15mal auf eine These geantwortet hat: „Ich bin unsicher“! Wenn man auch noch eine Gewichtung der Antworten vornimmt („Wahlhelfer: 'Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig? Klicken Sie bis zu fünf Aussagen an.'“) und wählt dazu die Thesen Nr. 2, 5, 6, 8, 9, dann ist der Grad der „Übereinstimmung“ mit der Piratenpartei sogar 73%!

Auf den ersten Blick mag mancher denken, dass es halt entlarvend für die Piratenpartei ist, da sie zu vielen Themen erklärtermaßen keine verbindlichen Aussagen hat/macht.


Auf den zweiten Blick ist es aber leider auch entlarvend für den „KSTA-Wahlhelfer“, der sich hier als überhaupt nicht hilfreich, sondern eher als unzuverlässig, unbrauchbar und irreführend erweist.


Und unweigerlich fragt man nun auch nach der Aussagefähigkeit und Seriosität des „KSTA-Wahlhelfers“ bei einer „normalen“ Beantwortung der Thesen, wenn schon die „Ich-bin-unsicher“-Antworten bei der Piratenpartei so stark zu Buche schlagen. Könnte es sein, dass dann vielleicht jede Auswertung bzw. jedes Ergebnis bzgl. des Übereinstimmungsgrades gravierend verzerrt oder gar komplett falsch ist?


→ Von hilfreicher Information kann man wohl nicht sprechen - stattdessen stellt sich die Frage, ob es sich hier um eine möglicherweise unabsichtliche Form von Desinformation handelt. Wie lässt sich diese Darstellung mit journalistischer Sorgfaltspflicht, Unabhängigkeit und Überparteilichkeit vereinbaren? Man käme doch auch bei keiner anderen Partei auf die absurde Idee, einen größeren Grad an Übereinstimmung zu behaupten, bloß weil es zu mehreren Themen KEINE Aussagen gibt.

Außerdem stellt sich die Frage, ob - wie beim "Wahl-O-Mat" - ein Gremium für die redaktionelle Betreuung des "KSTA-Wahlhelfers" verantwortlich ist oder die Federführung bei einer einzelnen Person liegt.

Sachlich richtig und journalistisch verantwortungsvoll wäre es auf jeden Fall, die Themen, zu denen die Piratenpartei keinerlei Aussagen macht, nicht in die Wertung mit hineinzunehmen und so einer irreführenden Verzerrung des Ergebnisses und mangelnder Transparenz vorzubeugen.


Ich bitte Sie, die verantwortlichen Redakteurinnen und Redakteure des Kölner Stadt-Anzeigers, den „KSTA-Wahlhelfer“ bis zur Korrektur dieses Auswertungs-Fehlers umgehend vom Netz zu nehmen.

Außerdem wird die ÖDP rechtliche Schritte in dieser Sache prüfen.

Vielleicht entpuppen sich ja die Ungereimtheiten beim „KSTA-Wahlhelfer“ als technische Programmier- bzw. „Systemfehler“, die sich leicht in Ordnung bringen lassen...

Mit freundlichen Grüßen,

Werner Roleff

Stellvertretender Vorsitzender der ÖDP NRW

Köln, 10. Mai 2012

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